Käthe Kollwitz

ist zweifellos eine der bedeutendsten Frauen der letzten Jahrhunderte.

Ihre Kunst ist völlig eigenwüchsig und trägt alle Merkmale des Genialen. Ihre Sprache verstehen die Menschen aller Zungen, während immerhin so bedeutende Meister wie z.B. Thoma und Menzel nur in Deutschland, oder allenfalls in den deutschsprachigen Räumen, eine dauernde Resonanz finden.
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Käthe Kollwitz, 1906, Fotograf Philipp Kester
© Fotomuseum Münchner Stadtmuseum

Bis auf ganz wenige zeitgebundene Aufträge ist das Werk der Kollwitz von zeitlosem Rang; es ist „für die Zeiten“, wie Nolde sagen würde. Selbst das Werk der für den Frühexpressionismus so bedeutungsvollen Paula Modersohn-Becker reicht – auch in der internationalen Ausstrahlung – nicht an die Bedeutung der Kollwitz heran.
Die große Spannweite ihres Schaffens umfasst ebenso die großen ernsten Lebensthemen – das Leid schlechthin, Not und Tod, Hunger und Krieg – wie auch die absolut heiteren, lichten Zonen des Lebens. Hierin unterscheidet sie sich z.B. von Barlach.

Diese Polarität innerhalb ihres Schaffens ist viel zu wenig bekannt. Sie beweist, dass sie nicht aus einem Hang zu den dunklen Sphären des Lebens die düstere Thematik aufgriff und gestaltete. Auch der langen Reihe der äußerst eindrucksvollen Selbstbildnisse haftet nichts Bedrückendes, Selbstquälerisches an; im Gegenteil, sie sprengen fast den Rahmen vor Lebenskraft, Kühnheit und Selbstbewusstsein. Darüber hinaus sind sie aber ausnahmslos von großer Schönheit.

(Hans Pels-Leusden; Käthe-Kollwitz-Museum Berlin)

Lebensdaten 

1867 Käthe Kollwitz wird am 8. Juli in Königsberg geboren.
1885-90 Studien bei Stauffer-Bern in Berlin und bei Herterich in München.
1890 Erste Radierungen.
1891 Heirat mit dem Arzt Karl Kollwitz, der sich in Berlins Stadtteil Prenzlauer Berg (am heutigen Kollwitzplatz) niederlässt.
1892 Geburt des Sohnes Hans.
1893 Besuch der Aufführung des Dramas „Die Weber“ von Gerhart Hauptmann, die sie zu ihrer grafischen Folge „Ein Weberaufstand“ anregt (1893-98).
1896 Geburt des Sohnes Peter.
1898 „Ein Weberaufstand“ wird in der Großen Berliner Kunstausstellung gezeigt.
Um 1900 Lehrerin für etwa 3 Jahre an der Künstlerinnenschule in Berlin.
1902-08 Radierfolge „Bauernaufstand“.
1904 Aufenthalt in Paris; erlernt die Grundlagen plastischen Gestaltens an der Académie Julian..
1907 Ein Jahr in Florenz (Villa-Romana-Preis).
1910 Erste plastische Arbeiten.
1914 Sohn Peter fällt in Flandern (22./23. Oktober).
1917 Jubiläumsausstellung bei Paul Cassirer zum 50. Geburtstag.
1919 Mitglied in der Akademie der Künste; erhält Professorentitel (ohne Lehrauftrag).
1920 Erste Holzschnitte.
1920-25 Entstehung vieler Plakate.
1922-23 Holzschnittfolge „Krieg“.
1927 Reise nach Moskau.
1928 Leitung des Meisterateliers für Grafik an der Akademie der Künste.
1933 Wird gezwungen aus der Akademie auszutreten; verliert ihr Amt als Leiterin der Meisterklasse für Grafik.
1934-35 Lithografische Folge „Tod“ entsteht.
1936 Inoffizielles Ausstellungsverbot, Entfernung ihrer Werke aus öffentlichen Sammlungen. Vorwiegende Beschäftigung mit Kleinplastiken.
1940 Tod von Karl Kollwitz.
1934-44 Verlässt Berlin wegen zunehmender Luftangriffe. Zunächst Unterkunft in Nordhausen, danach in Moritzburg bei Dresden.
1943 Das Berliner Wohnhaus der Künstlerin wird bei einer Bombardierung vollständig zerstört.
1945 Am 22. April stirbt Käthe Kollwitz 77jährig in Moritzburg.